0.30 - Das Schwert der Vorsehung by Sapkowski Andrzej

0.30 - Das Schwert der Vorsehung by Sapkowski Andrzej

Autor:Sapkowski, Andrzej [Sapkowski, Andrzej]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy/Sci-Fi
ISBN: 3423210699
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-05-04T22:00:00+00:00


III

Geralt wischte noch einmal mit dem Ärmel über die silbernen Nieten des Wamses und die Gürtelschnalle, fuhr mit den Fingern durch das von einem sauberen Band zurückgehaltene Haar und putzte die Stiefel, indem er einen am anderen rieb.

»Rittersporn?«

»Hm?« Der Barde glättete die am Hütchen befestigte Reiherfeder, rückte sein Wams zurecht und zog es straff. Beide hatten einen halben Tag darangesetzt, ihre Kleidung zu reinigen und sie halbwegs in Ordnung zu bringen. »Was ist, Geralt?«

»Versuch dich so zu verhalten, dass wir nach dem Abendessen rausgeschmissen werden, und nicht vorher.«

»Du machst wohl Witze«, erwiderte der Dichter von oben herab. »Pass selber auf deine Manieren auf. Gehen wir?«

»Gehen wir. Hörst du? Da singt jemand. Eine Frau.«

»Hast du das erst jetzt gehört? Das ist Essi Daven, genannt Äuglein. Was, hast du noch nie eine Frau als Troubadour getroffen? Ach ja, ich hab vergessen, dass du die Orte meidest, wo die Kunst blüht. Äuglein ist eine begabte Dichterin und Sängerin, freilich nicht ohne Fehler, wovon, wie ich höre, Dreistigkeit nicht der geringste ist. Was sie gerade singt, ist eine Ballade von mir. Dafür kriegt sie gleich ein paar Takte zu hören, derart, dass ihr das Äuglein zu tränen anfängt.«

»Rittersporn, erbarm dich. Sie werden uns rauswerfen.«

»Misch dich nicht ein. Das sind berufliche Angelegenheiten. Lass uns hineingehen.«

»Rittersporn?«

»Hm?«

»Wieso Äuglein?« »Du wirst sehen.«

Die Feier fand in einem großen Lagerhaus statt, aus dem man die Herings- und Tranfässer entfernt hatte. Der Geruch war – nicht vollends – durch an allen möglichen Stellen aufgehängte Bündel von Mistelzweigen und Heidekraut überdeckt worden, die mit bunten Bändern verziert waren. Hier und da hingen auch, wie es der Brauch vorschrieb, Knoblauchzöpfe, die Vampire abschrecken sollten. Tische und Bänke, an die Wände gerückt, waren mit weißem Tuch bedeckt, in einer Ecke war eine große Feuerstelle mit einem Bratspieß improvisiert worden. Es war voll, aber nicht laut. Über fünfzig Leute unterschiedlichsten Standes und Berufes sowie der picklige Verlobte und die ihn anhimmelnde stupsnasige Verlobte lauschten andächtig einer klangvollen und melodischen Ballade, gesungen von einem Mädchen in einem bescheidenen blauen Kleidchen, das auf einem Podest saß, die Laute aufs Knie gestützt. Das Mädchen konnte nicht älter als achtzehn sein und war sehr schmächtig. Ihr Haar, lang und voll, hatte die Farbe von dunklem Gold. In dem Augenblick, als sie eintraten, beendete das Mädchen sein Lied, dankte mit einem Kopfnicken für den donnernden Applaus, dass die Haare wehten.

»Willkommen, Meister, willkommen!« Drouhard, festlich gekleidet, kam rasch auf sie zu, zog sie in die Mitte des Saales. »Seid auch Ihr willkommen, Herr Geralt ... Habe die Ehre ... So ... Erlaubt ... Verehrte Damen und Herren! Hier ist unser Ehrengast, der uns die Ehre erweist und uns beehrt ... Meister Rittersporn, der berühmte Sänger und Verseschm ... Dichter, meine ich, ehrt uns mit der großen Ehre ... Es ist uns also eine Ehre ...«

Es ertönten Rufe und Beifall, gerade noch rechtzeitig, denn es sah so aus, als würde sich Drouhard vor lauter Ehre zu Tode stottern. Rittersporn, vor Stolz rot angelaufen, hatte eine geduldige Miene aufgesetzt und verneigte sich lässig,



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